Ihr Lieben, macht Euch mal ein Bierchen auf, oder schenkt Euch ein Glas Wein ein, stellt das Popcorn bereit und seid gewarnt: der nachfolgende Artikel wird lang. Und zwar obwohl ich nur kurz Urlaub gemacht habe. Aber dieser Urlaub, war doch schon ein echtes Abenteuer. Also für mich wenigstens.

Immerhin mein erstes Mal Asien und das ganz allein, da war ich ehrlicherweise doch sehr aufgeregt und hatte sogar ein bisschen Angst. Hätte ich mit Erstattung stornieren können, hätte ich es womöglich getan, aber wer mich kennt weiß, dass ich nicht zur Verschwendung neige 🙂

Also raus aus der Komfortzone und rein in den Flieger. Allein die Flugdauer ist schon ein bisschen abschreckend. FFM > Hongkong = 13 Std. und dann Hongkong > Phuket 3,5 Std. Inklusive Wartezeit und Transfer zum Hotel ist man locker 24 Stunden unterwegs. Was soll ich sagen…es war ok. Seit ich nicht mehr rauche finde ich sowas nicht so schlimm. Meine Nachbarin, mit der ich mich gleich angefreundet habe, die ebenfalls nach Phuket weitergeflogen ist, hat sich mit der erzwungenen Rauchpause echt schwer getan. Ging mir damals beim USA Flug auch so. Das Rauchen aufzugeben ist ein echter Gewinn von Freiheit. Aber das nur nebenbei.

Jedenfalls bin ich irgendwann glücklich und völlig übermüdet im Hotel gelandet

Das Hotel war ok, das Zimmer sehr groß, aber wer in Thailand Deutsche Ordnung und Sauberkeit erwartet, der sollte gar nicht erst losfahren.

Tag 1:

Natürlich habe ich mich direkt auf den Weg zum Strand gemacht, schließlich war es über 30 Grad. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und der Weg war jedes Mal abenteuerlich. Der Verkehr ist der Irrsinn. Es gibt hier zwar deutlich markierte Zebrastreifen (in Rot), die aber keinen einzigen interessieren. Die Straßenüberquerung erforderte tatsächlich „Cochones“, oder rasende Geschwindigkeit. Ein irres Gewusel von Autos und Rollern, dazwischen die Motorräder, die gleichzeitig Essensstände waren. Eine verrückte Duftmischung und eine Gewöhnung bedürftige Geräuschkulisse. Ich fands herrlich.

Noch herrlicher war natürlich der erste Strandbesuch.

Feiner weißer Sand und türkises Wasser in das man hunderte Meter reinlaufen konnte.

Viel mehr ging dann auch am ersten Tag nicht mehr. Außer natürlich: MASSAGE! Nicht ganz einfach sich einen Massagesalon auszusuchen, pflastern sie doch alle Straßen. Und vor den Salons sitzen die hübsch zurecht gemachten Thai-Ladies oder Ladyboys und werben um Deine Gunst „Massaaaag Madaaaam?“.

Man weiß ja um die Happy End Praktiken, also habe ich mich am Aussehen der Damen orientiert und den Salon ausgesucht, wo wenig Haut und Schminke am Start war. Für ganze 6,73 (250 Baht) habe ich mich 1 Stunde durchkneten und einölen lassen und geschlafen wie ein Baby.

Tag 2:

Am nächsten Morgen habe ich direkt mein Stammkaffee gefunden. Wenn ich alleine unterwegs bin, nehme ich mir morgens extrem viel Zeit. Da wird in aller Ruhe Kaffee getrunken und gelesen, bevor ich in Aktionismus ausbreche. Und was für ein Glück wurde ich sofort fündig und muss sagen, dass ich hier mit den besten Kaffee überhaupt genossen habe. Abgesehen davon hatte ich auch schnell literarische Kontakte, denn ein älterer Herr kam nicht umhinnen mich anzusprechen, weil er den Roman „Ein Gentleman in Moskau“ ebenso fabelhaft fand wie ich.

Ein paar Tage später hat er mir bei einem gemeinsamen Kaffee sein halbes Leben erzählt, dass ihn schlussendlich nach Phuket verschlagen hat, wo er (und nicht nur er) mit seiner 28 Jahre jüngeren Frau lebt. Win Win für beide Seiten?! Was den Sextourismus betrifft, bin ich gespalten, auch wenn er mich darüber aufgeklärt hat, dass es für die Frauen im Grunde keine andere Einnahmemöglichkeit gibt. Aber dazu zeige ich später noch ein paar Nicht-Postkartenwürdige Fotos.

Mein Tagesablauf im Urlaub ist im Grunde immer gleich: nach dem ausgiebigen Morgenritual wird entdeckt. In der Regel zu Fuß, damit der Sport auch gleich erledigt ist. Tag 2 hat mich zur Wat Doi Thep Nimit Monastery geführt. Laut Maps nur ein „Spaziergang“ von einer Stunde, der es aber aufgrund der Höhenmeter, der Hitze und der Tatsache, dass Fußgänger auf Phuket eine völlig unbekannte Spezies sind, in sich hatte. Fußgänger sind Exoten. Schon allein, weil es außerhalb des Zentrums überhaupt keine Fußgängerwege gibt. Also geht man am Straßenrand und bangt sekündlich um sein Leben, da der Verkehr einfach nicht von dieser Welt ist! Einmal hat ein Herr, der mit seinen 2 Kindern auf dem Moped an mir vorbei kam, gefragt, ob er mich mitnehmen solle. Keine Ahnung, wo ich noch hätte sitzen sollen, aber es warnen schon lustige Konstellationen zu sehen. Männer, die einhändig fuhren und in der anderen Hand eine Leiter transportierten und vieles mehr. Alles links und ohne Helm. Hätte ich nicht solche Angst gehabt, hätt ich es womöglich fotografieren können, hihi.

Auf dem Weg boten sich bereits schöne Ausblicke und es wird schnell klar, dass alle Tempel oder Schreine blitzsauber und top gepflegt sind. Ganz im Gegensatz zum sonstigen Straßenbild. Schlussendlich kam ich jedenfalls schweißgebadet an und war fasziniert von der wunderschönen, und fast völlig verwaisten Anlage.

Und weil ich schonmal da oben war (wo ich leider meine Lieblingssonnenbrille verloren habe), bin ich Richtung eines Forest Cafes gelaufen. Das war eben richtig waldig und durchaus ein bisschen mulmig, weil so gar keiner mehr da war. Gut auch, dass ich immer etwas zu trinken dabeihatte, denn natürlich war Maps offensichtlich nicht auf dem neuesten Stand…

Unverrichteter Dinge kam ich wieder am Tempel vorbei und habe immerhin ein paar Mönche (in Orange) und Nonnen (heißen die so? in Weiß) getroffen, die doch tatsächlich die Straße mit einem Reisigbesen gekehrt haben. Das zusammengefegte Laub zündeten Sie an, so dass mir endlich klar wurde, warum es hin und wieder nach Rauch roch. Weder leichte Mädchen noch Mönche habe ich übrigens fotografiert, weil mir das zu respektlos erschienen wäre….

Pun Thao Kong Shrine

Das crazy Verkehrsabenteuer musste ich nun natürlich auch zurück antreten, habe mich aber mit dem nächsten Traumstrandabschnitt belohnt und den Abend bei herrlich kühlen 26 Grad ausklingen lassen.

So. Ich hab ja schon angedroht, dass es lang wird. Und weil es womöglich zu lang und zu nervig wird, wenn ich die weiteren Tage direkt anhänge.

Also verweile ich mit der Betrachtung, dass ich auf Phuket eine vollkommen andere Welt vorgefunden habe. Sie hat mich teilweise begeistert, teilweise schockiert und teilweise verschreckt, aber eines hat sie auch in jedem Fall: meinen Horizont erweitert.

Und das ist doch im Grunde der ultimative Sinn des Reisens. Für mich zumindest. Deswegen ist es mir auch wichtig, meine Reise hier festzuhalten. So dass ich hin und wieder reinschauen kann und mir vergegenwärtige, was die Welt bereit hält und wie schön ich es auch zu Hause (in Deutschland) habe.

Ich entschuldige mich vorab, dass noch etliche Reiseetappen folgen.